Wir alle kennen sie. Autoren, die viermal im Jahr ein Buch herausbringen. Wie wichtig ist es für gute Geschichten, sich Zeit zu nehmen?
Gute Geschichten nach Plan?
Ich bin in die Falle getappt. Bei meinem jetzigen Projekt, das ich eigentlich bereits am 01. November veröffentlichen wollte. Eigentlich. Denn plötzlich ging die Rechnung für mich nicht mehr auf. Plotten, Text, Testleser, Lektorat, Buchsatz in 26 Wochen. Hört sich nach viel Zeit an. Für mich am Anfang auch. Hätte ich das nur mal frühzeitig meiner kreativen Ader erklärt. Die streikte nämlich. Ich musste meinen Lektoratstermin verschieben und meine Projektplanung überdenken.
Hauptberufliche Autoren müssen gute Geschichten veröffentlichen, um Geld zu verdienen und um am Markt präsent zu bleiben. So verklärt man das Berufsbild Schriftsteller auch sehen mag, das leuchtet trotzdem ein. Da haben es Hobbyautoren wie ich sicher besser. Schließlich habe ich einen Beruf, der mir den Lebensstandard sichert. Daher brauche ich mich nur darum zu sorgen, nicht in Vergessenheit zu geraten. Ich könnte mich also unbelastet in meiner Freizeit an den Schreibtisch setzen und mit dieser inneren Gelassenheit gute Geschichten am laufenden Band raushauen. Schön wär’s.
Gute Geschichten vom Fließband?
Das Gefühl, als ich das erste Mal meinen Erstling in der Hand hielt. Das lässt sich nicht beschreiben. Der Gedanke, dass es da draußen Menschen gibt, die gute Geschichten lieben und MEIN Buch lesen. In ihren Köpfen als Schriftstellerin präsent sein. Wahnsinn. Suchtgefahr. Leider verdünnisiert sich das Gefühl bald wieder. Natürlich liebe ich das Schreiben. Das war mir jedoch nicht genug. Wenn es das gewesen wäre, hätte der Veröffentlichungstermin keine Rolle gespielt. Einfach schreiben, bis ich fertig bin. Punkt. Aber ich wollte dieses Hammergefühl wieder haben. Deswegen musste das nächste Buch raus. Das war mein geliebtes Gemetzel. Mit zwei Büchern ist man eine ernsthafte Schriftstellerin. Oder? Ein drittes Buch wäre natürlich besser für das Portfolio. Damit hebt man sich doch schon von der Masse ab. Also wieder ran und all das wiederholen, was man beim letzten Buch auch gemacht hat. Planen, plotten, schreiben. Diesmal aber bitte ein bisschen organisierter. Schneller. Schließlich will ich am 01. November veröffentlichen. Nachher vergisst mich wieder einer. Und schließlich ist man den Lesern auch was schuldig. Oder nicht? Scheiße, nichts geht mehr. Was jetzt?
Gute Geschichten entstehen im Gleichgewicht
Schreiben ist Freude am Erschaffen. Schreiben unter Leistungsdruck erstickt die Freude. Schreibblockade? Möglich. Aber nicht zwingend. Ich hatte keine Schreibblockade. Geschrieben habe ich. Leider nur Mist. Und keinen Mist in der Art, denn ich später überarbeiten konnte. Denn die Geschichte war noch nicht reif. Die Charaktere blass und der Plot wenig überzeugend. Erst wenn diese Punkte zusammenpassen und sich ergänzen, dann werden es gute Geschichten. Egal, wie lange es dauert.
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